Monday, June 30, 2008

Schwedisches Wochenende

Dieses Wochenende war geprägt von Schraubendrehen und Türenjustieren. - Zum Glück habe ich einen Akku-Schraubenzieher und einen Mann (der für's Türenjustieren zuständig ist). Trotzdem haben wir zu zweit das ganze Wochenende geackert, am Samstag sogar bis 23:30 Uhr mit Feinabstimmungen der 9 (!) Türen verbracht, die unser neuer Schrank hat. All die Müllberge, die wir dabei produziert haben, habe ich natürlich mit kritischem Auge durchgesehen, ob ich nicht einen Grund finden kann, all das in meinem Arbeitszimmer zu lagern. (Ich werfe so ungern Dinge weg.) Das Meiste eignet sich leider nicht zum Buchbinden; - aber das hat mich bei den Suppentüten ja auch nicht gehindert:
Oben seht ihr mein schwedisches Buch. Der Einband besteht aus einer dieser blauen Plastiktüten, die man an der Kasse bekommt. Gebunden ist es so, wie man auf Bänder heftet, nur dass in diesem Fall der Rücken sichtbar geblieben ist. Es hat 8 Lagen, deren erstes Blatt jeweils ein Stück einer Montageanleitung ist, die man immer zu den Möbeln dazu bekommt. Ansonsten hat es einfach leere Seiten. Es folgen noch ein paar Bilder von Innen:

Today I made a book out of the trash left over from a weekend spent assembling furniture. The coveringmaterial looks like cloth, but in fact it is plastic. The 8 signatures of the book are each wrapped in a sheet of the assembling instructions that you get with the furniture.

Außerdem:
  • Bei tulibri gibt es jetzt eine Art Portal für Blogs, die sich mit dem Thema Buchbinden befassen. Eine schöne Sammlung, und ich habe mit gefreut, dass der Blog hier auch gelistet ist.
  • Ein anderer Blog, den ich sehr gerne lese ist Blogorrhea Junior. Unter anderem hat sie dieses Wochenende ein Video mit Annie Fain vorgestellt. Es macht Spaß anzusehen, man sieht schöne Bücher und bekommt Lust auf mehr Bücher von Annie Fain - unbedingt sehenswert.
More news:
  • tulibri now has a listing of bookrelated blogs. A good collection - and I am in there, too!

Friday, June 27, 2008

Schon wieder Freitag

Schon wieder ist Freitag und ich habe das Gefühl, nicht wirklich viel geschafft zu haben in der vergangenen Woche. Aber jetzt sind erstmal Vorbereitungen für das kommende Wochenende angesagt.- Naja, immerhin ist der 'Tauchgang' nun abgeschlossen.

Da ich keine Bücher vorzuzeigen habe, präsentiere ich heute mal die Festerbank vor meinem Arbeitstisch:
Da sieht man einen Buchdeckel, der von seinem Buchblock befreit wurde. Es handelt sich um die Reste des Buches, das ich unter der Überschrift 'Hätte ich nur' hier vorgestellt hatte. - Die Kapitalbänder waren nicht gut, und ich habe das Buch wieder auseinander genommen. Der kleine Stein und das Stück Holz sind Erinnerungen an einen wunderschönen Aufenthalt in Stralsund letztes Jahr. Außerdem grinst mich ein kartoffelartiger Kopf freundlich an. Der ist wohl eigentlich für den Garten gedacht. Als ich ihn vor einigen Jahren mal gesehen habe, hat er mir aber auf auf den ersten Blick so gut gefallen, dass ich ihn (obwohl ich keinen Garten habe) sofort kaufen musste, und seitdem steht er in meinem Arbeitszimmer.
Die Bücher ganz rechts im Bild sind Gedichtbände. - Ich arbeite gerade an meinem nächsten Buch mit Loch 'Nachtmahr vom Grund der Zeit', und dafür brauch' ich sie. Gehalten werden die von Abschnitten von Ziegeln, die ich mal auf der Straße gefunden habe und nun als Buchstütze oder Briefbeschwerer benutze. Und damit endet der Blick in mein Arbeitszimmer und ich verabschiede mich ins Wochenende.

It's Friday alreadyand I don't feel like I accomplished anything this week. At least I finished 'Tauchgang' ('Dive'). So instead of showing off my books I present the view I have on my window sill when working. Have a nice weekend!

Tuesday, June 24, 2008

Tauchgang 2

Tauchgang 2 ist gestern fertig geworden. Bücher machen und Bücher fotografieren sind definitiv zwei ganz verschiedene Sachen. Ich habe gestern und heute bestimmt 4 Stunden damit verbacht, dieses Buch zu fotografieren und bin noch immer nicht endgültig zufrieden. Normalerweise will man auf Fotos von Büchern möglichst wenig Schatten haben, aber in diesem Fall sind Schatten interessant, weil sie besser eine Tiefenwirkung vermitteln. Andererseits sollen die Farben ja auch echt und gleichmäßig wirken, was bei Sonne und mit viel Kontrast wiederum schwieriger ist.
Ich hoffe, das Ergebnis meiner Bemühungen gefällt euch!

Tauchgang 1 hatte ich hier schonmal präsentiert. Dabei hatte ich einiges ausprobiert und die schöneren Papiere für diesen zweiten Versuch aufgehoben. Diesmal sind die Ausschnitte besser gewählt, und die buchbinderische Aufgabe, ein Cover mit einem Loch zu beziehen ist gut genug gelungen, um unten ein Bild von den Innenseiten der Cover zu präsentieren. Auf ein Titelblatt habe ich verzichtet, um den Farbeindruck nicht unnötig zu stören. Außerdem gibt es diesmal mehr zwischen den Seiten zu entdecken. Anstelle eines zweiten Loches, das innen beginnt und wieder einfach nach unten reicht, habe ich nun Fische und anderes Getier zwischen die Seiten gebracht und man kann Teile davon auf der Seite davor sehen. Die Tiere habe ich auf Transparentpapier gemalt und aufgeklebt. Das soll ihnen ein wässriges, nicht ganz reales Aussehen geben.
Die Rückseiten der einzelnen Blätter sind jeweils unbearbeitet und enthalten noch mit Bleistift eingetragene buchbinderische Details, wie etwa die Laufrichtung des Papiers oder Maße. Zusammen mit Farbresten, die noch vom Färben darauf sind verstärkt das den kulissenhaften Eindruck, den das ganze Buch ja sowieso schon hat: Wenn es zugeklappt ist, steht man als Betrachter sozusagen vor der Bühne und mit dem Öffnen betritt man den Bereich zwischen den Kulissen. Es folgen noch Bilder der einzelnen Seiten. Viel Spaß damit!

This is my second go with the project 'Dive - A Book with a Hole'. It will not be the last book with a hole, but it is for now the final aquatic themed book in this series. It should be understood like a theater stage: You have the front view when it is closed and dive into the ocean and between the set constructions by turning the pages. This time there are fishes and other animals between the pages. Enjoy!Und zu guter Letzt nochmal beide Tauchgänge zusammen im Vergleich:

Friday, June 20, 2008

Hoftcover

Heute ist Putzen für's Wochenende angesagt und das Buchbinden muss erst einmal warten. Ich möchte euch heute trotzdem ein Buch vorstellen, das ich gestern gemacht und gerade frisch aus der Buchpresse geholt habe.Ich habe eine Bindung benutzt, die ich mir ausgedacht habe als ich für meinen Schwiegervater ein Buch gebunden habe, das zum Aufschreiben beim Kartenspiel gedacht war. Von außen sieht es wie ein normales Hardcover-Buch aus. Aber wenn man es aufschlägt...

This is a book with a 'hoftcover binding'. From the outside it looks like an ordinary harcover book. But when opened...

Innen liegt ein Buchblock, der in koptischer Bindung zusammengehalten wird. Auf der einen, sichtbaren Seite ist ein Bogen Bastelkarton angebracht wie für eine Softcoverbindung. Die Rückseite ist in das Hardcover eingepappt. Der Vorteil: Das Buch öffnet sich vollständig und bleibt gut offen liegen. Ideal für Notizen nebenbei oder wenn man (zum Beispiel für Zeichnungen) über die Buchmitte hinausschreiben will.
Im folgenden Bild sieht man nochmal, wie sich das Buch vollständig öffnet.

On the inside the book is only glued with the back to the hardcover. The front face stays free and allows the book to open completely flat.


Thursday, June 19, 2008

Kalligraphie - Eine kurze Rezension mit anschließenden Gedanken

Schon vor etlichen Jahren habe ich mir dieses Buch von Claire Secrett gekauft. Es kam in einer Packung zusammen mit einigen Federn und Farben und etwas Tinte. Das Buch fängt an mit einer Einführung in einige Grundbegriffe und Techniken, bietet dann eine Einführung in einige Schriften und am Ende werden einige Methoden zur Verzierung, wie zum Beispiel der Umgang mit Blattgold behandelt. Gut gefällt mir an dem Buch die klare Sprache und Anleitungen, denen leicht zu folgen ist.
Die Schriften enthalten aber nicht immer alle Zeichen und es wird nur über Zeichenabstände im Allgemeinen, nicht im Besonderen gesprochen. So lernt man etwa nichts über Ligaturen. Auch fehlen Zeichen in den Schriftarten, die es vorstellt. Zum Beispiel etwa (deshalb komme ich auf Ligaturen) das 'sz' bzw 'ss' oder 'ß'. Es wäre doch hübsch zu sehen, wie dieses Zeichen als Zusammenziehung entsteht. Diese Auslassung liegt wohl darin begründet, dass Claire Secrett eigentlich auf Englisch schreibt und in Großbritannien veröffentlicht hat. Das entschuldigt allerdings wohl nicht, dass in der gothischen Schrift das Mitten-S (nennt man es so?) fehlt und nur das End-S vorgestellt wird. Eine tiefere Diskussion der Schriften hätte mir besser gefallen als eine ausführliche Behandlung von Verzierelementen. - Aber das ist sicher Geschmackssache. Am Ende des Buches stellt sie in zwei kleinen Kapiteln sogar noch das Binden einfacher Hefte und Ziehharmonika-Büchlein vor.

This is a book that was published first in Great Britain under the title ' The Calligrapher's Studio'. I like the clear written, easy to follow instructions and the book as a whole, despite some rather annoying omissions.
The next picture shows my go in following her instructions for the gothic script.

Wie gesagt, finde ich es schön geschrieben und konnte ihren Beschreibungen gut folgen. Gestern habe ich es mal wieder rausgekramt und hier seht ihr das Ergebnis meiner Bemühungen:
Sicher kein kalligraphisches Meisterwerk, aber ich bin mit diesem ersten Versuch seit 12 Jahren ganz zufrieden. "Pfützen, Pfützchen" ist im Originaltext natürlich nicht gedoppelt und wer genau hinsieht, kann man vielleicht auch noch die Hilfslinien sehen, die ich vor dem Einscannen nicht ausradiert habe.
Dabei fällt mir ein: Die Behauptung, das sei mein erster Versuch seit 12 Jahren stimmt nicht ganz. Vor einigen Jahren habe ich ein ganzes Buch abgeschrieben und gebunden. Allerdings habe ich da eine eigene Schrift aus dem Bauch heraus benutzt und habe gar nicht an dieses Buch gedacht. Das ist eine zufällig ausgewählte Seite aus dem Buch:

This is a picture of a book I wrote some years ago. That is to say - I copied it, the text is not mine - it is 'The Royal Game' by Stefan Zweig.

Als Theologin war das damals für mich auch in anderer Hinsicht ein interessantes Projekt: Man beschäftigt sich im Studium so viel mit Textkritik und argumentiert in der Erarbeitung des 'Originaltextes' immerzu mit Abschreibfehlern. Da war es sehr schön, alle diese Fehler, oder zumindest einige von ihnen, selbst gemacht zu haben. Ich weiß gar nicht, wieviele Seiten oder sogar Lagen ich komplett neu geschrieben habe, weil ich ein Wort oder eine Zeile verdoppelt hatte. Naja, das ist ein anderes Thema.

Gestern habe ich mit Kalligraphie beschäftigt, weil ich das für meine neue Idee zum Thema "Buch-mit-Loch" brauche. Angesichts der Tatsache, dass ich für den Spruch gegen den Nachtmahr fast einen ganzen Tag gebraucht habe, wird es noch etwas dauern, bis das neue Buch fertig und vorzeigbar sein wird. Deshalb noch ein anderes Bild. Es zeigt mein heutiges Werk in der Reihe "Schokobuch und Suppenheft". Mehr Bilder wie immer auf Flickr.
I picked up my long forgotten calligraphy book yesterday, because I want to include some handwritten texts in my new 'book with a hole'. But it will last so long until that project will be finished that I decided to present here the picture of another book in the series 'soupvolume and chocolatebooklet'.

Tuesday, June 17, 2008

BookGirl, Kuhflecken, Judith Rozsas


Im Blog von BookGirl habe ich das erste Mal vom "concertina binding" gehört und gelesen. Hier könnt ihr den entsprechenden Eintrag sehen. Das hat mich gleich fasziniert, und ich wollte das auch mal ausprobieren. Sie spricht davon, dass der vorgefalzte Teil des Buches, die Konzertina, die Bindung verstärkt und das Buch schützt. Ich fand sofort die Möglichkeit interessant, trotz weißer Seiten einen farbigen Rücken zu erhalten. In der Tat ist das exakte Falten dieses Einsatzes schwieriger, als ich mir vorgestellt hatte! Oben seht ihr mein Ergebnis. Hier noch ein Detail vom Kopf:
Ich mag gerne alte Technik mit etwas anderem, modernen verbinden, und mache nicht gerne Faksimiles, die Alter simulieren. Als Referenz auf die Moderne habe ich hier diesen mit Kuhflecken bedruckten Stoff gewählt, der hoffentlich wenigstens ein bisschen irritierend wirkt. Die Seiten innen bestehen aus gutem Schreibpapier mit schöner Struktur und hohem Baumwollanteil.

Bei Kuhflecken muss ich immer an Judith Rozsas denken, eine Künstlerin aus Kassel, die eine Serie von Bildern zum Thema Kuhflecken gemalt hat. Ich bin sehr froh darüber (und ein bisschen stolz), dass ich sie getroffen und ein wenig kennen gelernt habe.
Wir waren einmal zusammen am Staudamm am Edersee bei Waldeck, der von einem Künstler mit bunt gepunkteten Stoffbahnen behängt war. Sie fragte mich nach meiner Meinung dazu,und ich konnte nur so etwas sagen wie: "Ach, ich verstehe Kunst nicht. Ich habe immer das Gefühl, ich weiß zu wenig darüber, um sagen zu können, ob ich etwas gut finde oder nicht." Das darauf folgende Gespräch hat mein Kunstverständnis wesentlich geprägt und dazu geführt, dass ich wieder gerne in Kunstausstellungen und Galerien gehe. (Das Kunstwerk am Edersee hat mir übrigens nach dem Augenöffner wirklich gut gefallen! Leider kann ich mich nicht an den Namen des Künstlers erinnern.)
Mein Kunstunterricht an der Schule, der im wesentlichen darin bestand, Bilder abzumalen oder nach engen Vorgaben zu malen, hatte mir die Lust an der Kunst ganz wesentlich genommen. Ich war nie gut darin, realitätsnah zu zeichnen, hatte schon deshalb nie gute Noten im Kunstunterricht und habe überhaupt damals den Eindruck gewonnen, dass es dabei vor allem um Technik und formale Bezüge, nicht um Kreativität geht. Von Judith erst, 6 Jahre nach meinem Abitur, habe ich in Gesprächen und in der Hospitation ihres Unterrichts, mit ihren Schülern und Schülerinnen gelernt, was Kunst auch sein kann.

Von tulibri abgeguckt hier noch eine englische Zusammenfassung, farbig abgesetzt.

I first saw the concertina binding at the Blog of BookGirl - here. The picture above shows my try with this technique. I wanted to add something modern to the book and chose a cloth that imitates cow skin. When thinking about the markings on cows I always think of Judith Rozsas. She is an artist living and working in Kassel and made a series of paintings of cow markings. I feel fortunate that I met her! Go have a look at her work when you have the opportunitiy to do so!

Wednesday, June 11, 2008

Tests für Popups



Diese Woche wird wohl nicht mehr viel fertig werden. Ich habe noch nie Popups gemacht und beginne ein wenig, zu experimentieren was so geht. Deshalb nur dieses schlichte Bild (eigentlich von letzter Woche). - Es ist schon erstaunlich, mit wie einfachen Mitteln man eine Tiefenwirkung erzeugen kann!

Tuesday, June 10, 2008

Tauchgang - ein Buch mit Loch

Dies ist eigentlich erst die Testversion. Ich habe auch einiges gefunden, was ich in der zweiten Version besser machen will. Zum Beispiel wird das Loch ein bisschen weiter in der Mitte des Buches liegen. Außerdem muss ich noch ein bisschen üben, so eine Pappe mit einem Loch sauber einzubinden. Auf der Innenseite des Buches sieht man leider recht deutlich die Pappe zwischen den Zähnen blitzen, die ich in das Gewebe geschnitten habe. Insgesamt bin ich aber ganz erstaunt darüber, mit wie einfachen Mitteln man eine solche Tiefenwirkung erzeugen kann. Deshalb will ich schonmal ein paar Bilder vorzeigen:

Die Buchdeckel sind in dunkelrote, leicht glänzende Feincanvas eingebunden. Seiten und Deckel werden durch eine einfache japanische Blockbindung mit dunkelblauem Faden zusammengehalten.

Die Titelseite enthält natürlich den Titel: Tauchgang.Wie auch die folgenden bunten Seiten besteht das Titelblatt aus Vorsatzpapier. Auf der Titelseite sieht man noch, dass es nicht ganz weiß, sondern leicht cremefarben ist.



Die ersten der bunten Seiten sollen Seegang andeuten, aber auch am oberen Rand des Lochs verengt sich jeweils der Bildausschnitt. Ab Seite 4 beginnt ein weiteres Loch, das nochmal bis zum letzten Blatt schlicht nach unten reicht.

Thursday, June 5, 2008

Ein neues Suppenbuch


Heute habe ich ein neues Suppenbuch gemacht. Bzw. das von vorgestern demontiert und nochmal neu gemacht. Die Arbeitschritte habe ich für euch mal dokumentiert.
Als erstes Öffnet man eine Tüte Instant-Suppe. Dabei ist man so vorsichtig sie nicht zu zerreißen, denn sonst dauert es noch mindestens eine Suppe länger bis man mit dem Buchbinden beginnen kann.

Dann muss man die Tüte auch an den verbleibenden Klebstellen auseinanderziehen. Außerdem braucht man eine zweite Suppentüte für das andere Cover.
Ich habe noch keine gute Methode gefunden, sie wirklich total glatt hinzulegen. Auf der Innenseite ist die superdünne Folie auch noch mit so einer Art Frischhaltefolie beklebt, die man einfach nicht vollständig wieder glatt ziehen kann, ohne sie zu zerreißen.
Dann entscheidet man, wo die Falz auf den Folien sein soll. Ich benutze immer eine der Stellen, an der die Tüte schon vorher geknickt war. Es gibt trotzdem noch jeweils zwei Möglichkeiten und man überlege kurz, welche Seite der Tüte zum Buchrücken zeigen soll.
Da wo die Falz hinsoll, klebe ich einen Streifen Reparaturband auf. - Dann kann man mit einer Spitzen Nadel zur die Folie stechen, ohne dass sie reißt. (Ich benutze Nadeln, die für Lederarbeiten gedacht sind, aber es geht bestimmt auch eine Nähnadel.) Das Band schützt die Folie vor allem aber vor dem Faden der gleich durch die Folie laufen soll. - Ohne eine geeignete Verstärkung der Falz, reißt der Faden die Tüte durch.

Dann binde ich nach koptischer Bindung ein Buch mit den Tüten als Softcover. Eine gute Anleitung dafür kann man zum Beispiel hier (Youtube Video) sehen. Das Ergebnis sieht dann so aus, wie man auf dem Bild rechts sieht.

Jetzt schneide ich aus Pappe Deckel zu und binde sie in die Tüten ein. Weil Leim natürlich auf der Folie nichts bringt, benutze ich doppelseitiges Klebeband. Das kommt mir zwar ein bisschen unschön vor, aber ich habe noch keine Idee gehabt, wie man die Tüte sonst auf den Deckeln befestigen sollte. Ich habe schon sowohl Teppichband benutzt als auch Montageband. Das Montageband war einfacher zu verarbeiten, weil es nicht ganz so stark klebt wie Teppichband. Aber vielleicht ist genau das auch ein Nachteil, noch kann ich allerdings von keinen Problemen im späteren Gebrauch berichten.
Wenn das Band einmal auf der Tüte klebt, kann man diese auch schneiden. Wenn man die Folie schneidet, wenn sie nicht hinterklebt ist, gibt das mit großer Wahrscheinlichkeit entweder einen großen Riss durch das ganze Cover oder zumindest sieht die Schnittkante unschön und unregelmäßig aus.
Hier sieht man, wie das erste, rote Cover schon bezogen ist. Nochmal langsamer mit dem zweiten:
Der Buchdeckel liegt auf dem Buchblock mit einem Gewicht beschwert, damit er liegen bleibt. Der untere innere Teil der Tüte wird mit Klebeband auf den äußeren Teil des Covers geklebt.
Die Pappe ist nun schon fest mit der Tüte verbunden und man kann jetzt das Buch aufklappen, ohne dass der Deckel gegen den Buchblock verrutscht.
Nun wird der Teil der Tüte, der den äußeren Teil des Covers bilden wird, wird auf der Innenseite festgeklebt. Das Band muss bei diesem Schritt genau bündig mit der Tüte sein. Am einfachsten ist es, ein Band zu benutzen, das breiter ist als die Kleblasche und dann ein kleines bisschen Tüte mit wegzuschneiden.
Als letztes wird die Lasche von vorne über die Rückseite des Covers geklebt mit Hilfe dreier Klebebänder. Wieder daran denken, die Tüte nur beklebt zu schneiden. - Und dann ist man fertig!
Mehr Bilder vom Suppenbuch gibt's auch auf Flickr zu bewundern.

Wednesday, June 4, 2008

Kleisterpapier


Heute habe ich mal Pause vom Buchbinden und lieber Kleisterpapier gemacht. Das ist für mein neues Projekt "Buch mit Loch" - mehr wird aber noch nicht verraten.


Tuesday, June 3, 2008

Hätte ich nur...

Hätte ich nur schon vor zwei Jahren gewusst, dass Minneapolis ein so cooler Ort für Kunst und Buchkunst ist! Als ich noch die Gelegenheit hatte, häufig und viel dort zu sein, habe ich mich noch für den Workshop "Career Options for Women in the Sciences" interessiert, nicht für Workshops die sich mit Papier, Buchbinden oder irgendetwas in dieser Richtung befassen. Jetzt beneide ich alle, die dort oder sonstwo nahe einer ähnlichen Einrichtung leben und einfach mal einen Workshop besuchen können. Irgendwie habe ich in meiner Nähe noch nichts gefunden, das unter 400 Euro kostet, so dass ich es mir leisten könnte.

Rechts oben sieht man übrigens ein Bild von Minneapolis, das auf St. Anthony Main aufgenommen ist; im Hintergrund sieht man den Mississippi.
Das hier links ist ein Foto von dem Workshop, den ich tatsächlich besucht habe - Na, könnte ihr mich sehen? Das IMA ist aber auch für alle Mathematiker oder Nichtmathematiker einen Besuch wert. Vor allem die monatliche Vorlesung für alle war immer sehr lustig und auf jeden Fall sehenswert.

Was würde ich heute sonst noch anschauen wollen? Naja, da gibt es zum einen das Center for Book Arts - eine natürliche Wahl. Außerdem gibt es das Center for Printmaking. Ich habe mich noch gar nicht mit Drucktechniken beschäftigt, finde das aber mehr und mehr interessant. Wo ich besonders gerne mal hinschauen würde, ist das Building Studio Bricolage! Das sieht mir nach einem sehr interessanten Projekt aus, und ich bin mir sicher, dass ich da viel Spaß haben könnte. Das Video hier habe ich auf Youtube gefunden: Sieht doch aus, als hätten die eine lustige Zeit gehabt - und ich bin beeindruckt, dass das geklappt hat! (Im Video wird eine 'Kausalitätsmaschine' gebaut - eine Menge Gimmicks, die sich gegenseitig auslösen und am Ende wird die Damentoilette gespült.)

Auch die Bücher, die ich gestern so gemacht haben, passen gut unter den Titel 'Hätte ich nur...':
Hier ein neues Suppenbuch. Es hat die Maße 12cm x 13 cm und ist damit viel größter als das erste. So von vorne sieht es ja auch ganz hübsch aus - aber von hinten ist das eine andere Sache. Ich habe den Fehler gemacht, die Tüte zu schneiden, auch noch mit einem Messer und das hat schon früher nicht geklappt. Man sieht also auf der Rückseite unschöne, rissige Schnitte und abgeplatzte Farbe: Hätte ich nur aus meinen früheren Erfahrungen gelernt. - Ich werde wohl heute nochmal Tütensuppe essen.

Vorgestern habe ich diese wunschöne neue Presse gebaut bekommen. Im wesentlichen sind wir dieser Anleitung hier (pdf) gefolgt. Leider sind alles nichtmetrische amerikanische Maße, aber insgesamt hat alles gut geklappt und man konnte der Anleitung gut folgen.
Bislang habe ich immer alles zwischen Bretter gelegt und mit Gewichten (Sonderangebot der Sportabteilung :-) ) geschwert. Die Presse habe ich natürlich gleich ausprobiert und hier seht ihr das Ergebnis: Das Buch hat einen Geweberücken. Die Maße sind 11cm x 15cm (also etwa A6) und 2,4 cm Buchdicke. Es enthält 12 Lagen zu je 4 Blättern, also 182 Seiten aus wunderschönem Southworth Antique Laid Paper - ein schön strukturiertes Papier. Es hat ein blaues Lesezeichen, weiße Kapitalbänder und Vorsatzlagen aus lila Tonpapier. Soweit gefällt mir eigentlich alles ganz gut. Aber ein näherer Blick zeigt, dass die Kapitalbänder zu groß geschnitten sind und sie sich unschön wellen. - Ach ja, hätte ich nur...













Ein weiteres Schokobuch habe ich gestern auch noch gemacht:Mit der Bindung (2-thread coptic) bin ich ganz zufrieden - aber hätte ich doch nur den Bildausschnitt für das Cover ein bisschen anders gewählt. Man sieht deutlich den weißen Streifen unter dem grünen Teil des Covers, wo die Schokolade in der Packung ihre Kante hatte. - Naja, vielleicht klappt ja heute alles besser, zumindest scheint nach vielen Unwettern endlich mal wieder die Sonne.

Sunday, June 1, 2008

Kater Kalle

Ein weiteres Projekt ist abgeschlossen. Als ich vor etwa zwei Wochen dieses Video mit Anleitung entdeckt habe, war ich gleich fasziniert von der Konstruktion und habe mich daran gemacht, damit zu experimentieren. Dabei geht es darum, aus einem Blatt Papier, nur durch Falten und Schneiden ein kleines Buch zu machen, das dann immerhin 6 Seiten plus zwei Cover-Seiten hat. Die Idee, Fenster und Türchen in die Seiten zu schneiden ist ziemlich naheliegend - immerhin liegt das Papier überall doppelt. Das Positionieren der Bilder hinter den Fenstern hat sich allerdings als gar nicht so einfach herausgestellt. Aber endlich ist "Kater Kalle" fertig. Das ist dann das dritte solche Büchlein, dass ich gemacht habe. Es ist aber eine Premiere in anderer Hinsicht: Es ist nicht leer, hat auch nicht nur Fotos, sondern es enthält eigenen Text und eigene Zeichnungen! Ein erster Blick wird zeigen, dass an mir keine Zeichnerin verloren gegangen ist. Natürlich hoffe ich, dass das Büchlein trotzdem ein bisschen gefällt. Vor allem ist es aber nicht (nur) zum Vorlesen gedacht, sondern vor allem dazu, von dem Kind, dem man es schenkt kaputt gemacht zu werden. Das werde ich im Folgenden näher erläutern.

Es gibt 2 rote Versionen und 3 handkolorierte, die dafür gedacht sind, an Freunde verschenkt zu werden. Bei Interesse verschenke ich gerne einfache schwarz-weiß Versionen an alle Interessierten - einfach per Email bei mir melden.


www.flickr.com





Es wird heute so viel von Lese- und Rechtschreibförderung gesprochen und davon, dass Kindern schon früh mehr vorgelesen werden sollte, damit sie das Medium Buch für sich kennen lernen. Vorlesen ist bestimmt eine schöne Sache, die Eltern wie Kinder genießen können. Aber auch die Schaffung von Literatur kann sehr früh gefördert werden! Und so stelle ich mir vor, dass Kater Kalle bei Eltern und ihren Kindern "konsumiert" wird:

Die Fenster in dem Büchlein sind unverstärkt und werden bestimmt schnell abreißen. Auch sonst handelt es sich nicht um ein Buch aus Pappseiten, sondern es ist ganz aus Papier. Trotzdem soll das Kind den Gegenstand in die Hand bekommen. Er darf kaputt gehen! Die Geschichte selbst endet mit einer Frage. "Was er wohl morgen anstellen wird?"
Ist das Buch einmal kaputt, muss ein neues erstellt werden - vielleicht ja eines, das diese Frage beantwortet.
Zuerst wird ein leeres Büchlein erstellt. Dazu muss die Anleitung verstanden und befolgt werden, das ist also eine Tätigkeit, der sich Eltern und Kind gemeinsam widmen. Um hier tatkräftig mithelfen zu können, sollte das Kind Papier falten und schneiden können.
Ist das leere Buch fertig, muss es mit Inhalt gefüllt werden. Das Kind schreibt entweder selbst eine Geschichte oder es diktiert seinen Eltern.
Dann werden noch ein paar Bilder dazu gemalt - voilà das Buch ist fertig und das Kind ein Schriftsteller!