Sunday, October 19, 2008

Linoleum Teil 3: Details zum Werkzeug und eine Buchrezension

Das ist der dritte von drei Teilen rund um meine bescheidenen ersten Versuche mit Hochdrucktechniken. Im ersten Teil habe ich von Frust und Freude bei meinen allerersten Experimenten gesprochen. Und davon, dass ich das oben stehende Linolschnittbesteck gekauft habe, das ich heute nochmal ausführlicher beschreiben will. Im zweiten Teil ging es um ein anderes Material: ein weiches Gummi. Und heute geht es wie gesagt nochmal detaillierter um das Werkzeug und um ein Buch, das ich gestern gekauft habe und euch allen warm ans Herz legen werde. Aber eins nach dem anderen.

This is the third and last part of the description of my first steps in the block printing wonderland. In the first part, I wrote about my very first lino cuts and my hurting wrists. The last bit was due to this innocent looking lino cutting equipment you can see at the top of this page. Yesterday I wrote about rubber stamping materials and today I am going to speak in more detail about the tools and I will review and praise a new book I bought: 'Handmade prints' from Anne Desmet and Jim Anderson.

Erstmal das Besteck dort oben im Detail: Das große Ding links unten im Bild ist ein Griff, mit dem man die Federn wieder aus dem Holzgriff herausziehen kann. Darüber liegt das Konturenmesser, mit dem man alle Kanten auf die man Wert legt vorschneiden sollte. Im Griff befestigt ist ein großes U-Holeisen, daneben liegen ein kleineres U-Hohleisen, ein größeres V Hohleisen und ein feines V Hohleisen. Im deutschen Sprachraum scheinen die auch Namen wie Riller und Geissfuss zu haben - bin da aber nicht so sicher. Die U-Hohleisen benutzt man, wenn man größere Flächen gleichmäßg abtragen will. Die V- Hohleisen benutzt man für feinere Linien, entlang Konturen und für Linien mit variabler Tiefe (und durch die Form damit auch Breite).

In the photo above you see on the lower left corner the extractor that helps getting the cutters out of the wooden handle. Above this is the straight knife which is used to precut contours. In the handle is the large U-shaped gouge, to the right follow a smaller U-shaped gouge, a large liner and a liner. The gouges are used for larger shapes where the Linoleum should be evenly taken away. The liners are used for small lines, along contours and for lines of variable depth and width.
I suppose not all such systems of one handle with several knives have to be bad. Maybe not even all such sets from this company are bad, maybe I was just unlucky. But these specific tools I bought were really crap because they are so dull.And apparently it is impossible or at least very hard to sharpen them.
On the package you can read: "Li
nocut items are cutting tools warning: keep away from children." This made me wonder from the start whether there was something wrong with these tools, because my tool really aren't sharp at all. But since it was the first time I ever worked with linoleum I somehow supposed that this is like they are. This dullness was the main source of the problems I had: The linoleum was very hard to cut. And with the rubber material I had difficulties at the ends of cuts, where I couldn't cut through the last bit of rubber, that would still hang on to the block, such that I had to rip it off by hand.

Ich hatte mit diesem Linolbesteck ganz schön Pech. Wahrscheinlich sind solche Federnsysteme nicht immer so furchtbar wie meines war. Vielleicht sind auch gar nicht alle von dieser Firma so schlecht. Aber mein Besteck war einfach von Anfang an viel, viel zu stumpf. Meine Löffel sind schärfer. Naja, nicht alle ;-)
Auch mit dem weichen Stempelmaterial hatte ich Schwierigkeiten mit diesem Besteck und zwar immer an den Enden wenn ein Schnitt irgendwo enden sollte. Dann konnte man das letzte Stückchen Material, das man gerade eigentlich durchschneiden wollte, schier unendlich ziehen, wie Kaugummi, ohne es zu durchschneiden. - Ich habe es dann immer mit den Fingern abgereissen müssen.

Jetzt habe ich aber ein neuen neuen Satz Werkzeug gekauft:
Es handelt sich um die Gerstaecker Linol- und Holzschnittgarnitur, die ich im Angebot für 14 € bekommen habe. Der erste auffällige Unterschied ist natürlich, dass es sich um Werkzeuge mit jeweils eigenem Griff handelt. Das finde ich in der Benutzung sehr angenehm, da ich vorher ziemlich viel hin- und herwechseln musste. Außerdem kann man diese Werkzeuge auch selbst schärfen (wenn man es denn kann) die Abziehsteine sind auch mit im Bild. Das Werkzeug ganz links im Kasten kenne ich noch nicht. Es sieht aus, als könnte man es gut benutzen, um größere flache Flächen im Holz zu haben - ich habe noch keine Verwendung dafür gefunden, das gleiche gilt für das rechts daneben. Dann folgen: V-Eisen, U-Eisen und Konturenmesser.
Die Arbeit mit den neuen Werkzeugen war herrlich! Das erste, was ich damit gemacht habe, war der Löwenschnitt, den ich hier letztens schon vorgezeigt habe. Das ging so leicht, als hätte ich das weiche Stempelmaterial unter den Händen. Ach was, besser, weil es sich jetzt genauso liecht schneiden ließ und ich es außerdem immernoch leichter finde, im Linoleum die Konturen hinzubekommen. Nach dem Löwenschnitt war ich mir sicher, dass ich weiter Linolschnitte machen will, und so habe ich mir das Buch bestellt, dass ich gleich vorstellen werde. Das wiederum hat mich dazu gebracht, nochmal mit dem weichen Material zu arbeiten: Und was soll ich sagen - es ist ein Traum! Konturen sind immernoch schwieriger zu machen, weil das Material sich schon auf leichten Druck verformt, aber alle anderen Schwierigkeiten haben sich völlig erledigt.


And then I bought this new set of tools. They were advertised as linocut and woodcut tools, but they seem to be rather woodcut tool. I haven't used the first two tools on the left so far (probably more important when working with wood). Then there are the U-shaped and the V-shaped gouges and the straight knife. The first apparent difference to the first kit is that they all have their own handles. I like that much better since I chanced the knives a lot during work. These tools also can be sharpened - you see the arkansas stones on the top of the photo
I already showed you the first cut I made with these
new tools, the lion lino cut. It was so easy to work with these new tool - amazing! It was almost as easy as cutting the rubber material before. With finishing this cut I knew I wanted to continue printing, and so bought the book I am going to review below.
That book made me try the rubber material again, and and to my surprise with the new tools it was also much easier to work with the soft material. At first I didn't like the rubber, but now I think it will have its place in my artwork. My recommendation to you: When you want to start lino cutting, invest some money in your tools. They are not awfully expensive (I got the better ones in a special offer for 14 €).


Und nun endlich zu dem Versprochenen Review. Es geht um das Buch "Drucken ohne Presse. Eine Einführung in kreative Drucktechniken" von Anne Desmet und Jim Anderson, Haupt 2000, Englischer Originaltitel "Handmade Prints".
Zunächst mal ein paar Fakten:
Das Buch hat mich bei Amazon rund 27 € gekostet. Dafür bekommt man eine gebundene (!) Broschur mit 143 Seiten.
Linolschnitte bilden nicht des Schwerpunkt in diesem Buch. Die einzelnen Kapitel lauten:
  1. Ausrüstung & Material
  2. Papier herstellen und marmorieren
  3. Körperabdrucke
  4. Abdrucke von Krimskrams
  5. Brauchbare und preiswerte Druckformen
  6. Leim & Collagendrucke
  7. Holz- und Linolschnitte
  8. Stenoschnitte
  9. Holzstiche
  10. Drucken mit Schablonen
  11. Siebdrucke mit Papierschablonen
  12. Monotypie
  13. Textildruck
  14. Drucken auf Keramik
  15. Druck und Collage kombiniert
Es folgen noch ein Glossar und andere Listen. Die Kapitel sind sehr unterschiedlich lang. Kapitel 5 umfasst 25 Seiten, die meisten anderen 1-6 Seiten. Die Kapitel sind ähnlich aufgebaut: Zuerst gibt es eine kleine Einführung, in der das Material vorgestellt, ein historischer Einblick gegeben und eben allgemein ein bisschen aus dem Nähkästchen über die jeweilige Technik geplaudert wird. Es folgt eine Beschreibung der Grundtechnik, in einfachen, klar verständlichen Sätzen, manchmal in Arbeitsschritte aufgeteilt. Das Kapitel endet mit Ausblicken, was man alles noch ausprobieren und anders machen kann. Es enthält viele Beispiele, sowohl von den Autoren, als auch von anderen Künstlern und auch von Kindern.
Das Buch enthält keine schrittweise Beschreibung von Projekten. Dem Leser wird eher erklärt, wodurch und auf welche Weise eine Technik funktionieren soll und fordert einen teilweise explizit auf, die Details selbst herauszufinden. Wohl auch, weil es oftmals keine allgemeingültige, beste Art gibt, mit dem Material umzugehen. Die Autoren legen nahe: Probiere aus; richtig ist, was befriedigende Ergebnisse liefert.

Das Bild auf dem Cover hat mich zuerst denken lassen, dieses Buch richte sich vor allem an Grundschullehrer, aber das ist falsch. Obwohl auch diese sicher eine Menge Anregungen in dem Buch finden können, ist es nicht primär für die Arbeit mit Kindern gedacht. Ich fand' es etwas verblüffend, als im Haupttext eine Methode zum Übertragen von Kopien auf Druckmaterial empfohlen wurde, und nur kurz angemerkt wurde, man solle nur bei geöffnetem Fenster arbeiten. Aus dem Marginalien erfährt man dann: "Der Verzehr [des verwendeten Öls] kann tödlich sein."

Was mir gefällt: Man erhält eine Menge Tips zu den verschiedenen Techniken, auch zur Werkzeugpflege, Aufbewahrungen der Druckstöcke und vieles mehr.
Es werden viele verschiedener Möglichkeiten (auch zu einem ausgewählten Material) aufgeführt und nebeneinander gestellt. Der Leser wird dann aufgefordert, selbst zu experimentieren. Es gibt keine starren Handlungsanweisungen, sondern man wird von den Autoren geschickt in die Lage versetzt, selbst tätig zu werden.

Was mir nicht gefällt: Nichts. Ich könnte mir vorstellen, dass es Leute gibt, die lieber eine Serie von Projekten vorgestellt bekommen. Für die ist dieses Buch nichts. Wer wie ich schon als Kind auf Hilfe mit Geschrei reagiert hat ("Ich will das alleine machen!") für den ist das genau das richtige.

Fazit: Das Buch ist nicht billig, aber jeden Cent wert!

And now finally my thoughts on my new book "Drucken ohne Presse. Eine Einführung in kreative Drucktechniken" by Anne Desmet and Jim Anderson, Haupt 2000. It is a translation of an English original with the title "Handmade Prints". - I have only seen the translations.

The facts: I paid 26,90 € for the book, the original it is available at amazon.com for 26,47$. For that money you get a bound (not perfect bound) softcover with 143 pages.

The contents: Lino cuts are only treated on 20 of these pages. The book has 15 chapters in which it treats different styles of relief printing, from simple body prints to etchings. But all of it can be done - more or less - with household materials and without a press. Each chapter introduces first the history and characeristics of the material. Then you find a precise and quick introduction into the basic idea and technique, followed by a bunch of inspiring idea, possibilities and pictures of prints that are truly amazing.

What I like about it: It gives you an impression of how many possibilities there are for printing. It makes you want to try out new things. It is full of informations and tipps and tricks.
I like that it is not project driven like too many books on crafts I have seen so far. It doesn't take your hand, saying: oh look, today we are going to print snowmen on our coffee cups. For this we need... It rather helps you understand how and why a specific technique works and encourages you to find your own way of working with the material at question.
It is not a book that is primarily meant to be used in education of children, though some of the ideas and techniques may be fun to do with them. Most of the book is rather adressed at adult artists without professional printing equipment.

What I don't like about it: There is nothing I don't like about this book. If you are someone who finds inspiration rather in a series of formulated projects, you probably will not like the book. If you enjoy finding things out on your own, this book will be truely inspireing.

Final judgement: roughly 27 € is not cheap, but the book is worth its money. If you are interested in printing you should have a look at this book, maybe in your local library - and maybe it's worth a wish for next christmas?

So, ab demnächst geht es dann wieder um Bücher :-) Ich hoffe, niemanden durch diese langen Abhandlungen zum Druck abgeschreckt zu haben. Bis bald!

For the next posts I promise to talk about books again :-) I hope I lost noone through this rather extensive babbling about printing. I hope to welcome you here again!

1 comment:

Anonymous said...

Vielen Dank für die Vorstellung von Werkzeug und Buch! Vermutlich ist mein Linol-Schnitzwerkzeug auch zu stumpf (für Linoleum jedenfalls). Ich verwende diese orangen Matten von PZKut, die sind von der Festigkeit her glaube ich so ein Mittelding aus Gummi und Linoleum. Man bekommt jedenfalls auch sehr feine Linien und detailreiche Abdrücke hin. Das Buch klingt sehr reizvoll und kommt auf die "demnächst kaufen"-Liste.